HORMONELLE ZUSAMMENHÄNGE
Das Hormonsystem in unserem Körper ist eine sehr komplexe Angelegenheit und viel mehr von allen möglichen inneren wie äußeren Einflüssen abhängig als früher vermutet. Unsere Nahrung, Bewegung, Ruhephasen wie auch Gedanken, Probleme, berufliche und private Situation, Traumata und Krankheiten sowie Schadstoffe beeinflussen die Hormonausschüttung. Dies ändert sich auch im Laufe des Lebens und passt sich der Situationen an. Die Hormone entfalten nicht nur ihre eigene Wirkung im Körper, sondern wirken auch unterstützend als sogenannte Gegenspieler. Die Nebenniere, die Schilddrüse und die Eierstöcke/Hoden sind als eine “Einheit” zu sehen. Diese 3 Bereiche unterliegen den gleichen hormonellen Regelkreis. Sobald ein Bereich anfängt hier zu entgleisen, ist es eine Frage der Zeit, welches Organ nachzieht.
Der Hypothalamus (Steuerungszentrum im Zwischenhirn) und die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) steuern die Bildung der Steuerhormone, um für die Ausschüttung bzw. Hemmung die einzelnen Hormone an der Drüse zu sorgen. Die einzelnen Drüsen wie die Schilddrüse, Nebennieren und Eierstöcke/Hoden sind also von der Arbeit der Hypophyse und des Hypothalamus beeinflussbar. Zu den Hypophysenhormonen gehören: FSH, LH, ACTH, TSH und Prolaktin. Zu den Drüsenhormonen gehören: Schilddrüse mit T3 und T4, Nebennieren mit Adrenalin, Cortisol, DHEA, Progesteron, Eierstöcke und Hoden mit Estradiol, Testosteron und Progesteron. Progesteron spielt eine wesentliche Rolle in einem Zyklusgeschehen.
Während Östradiol fast gleichmäßig im gesamten Zyklus ausgeschüttet wird (Zunahme vor dem Eisprung), ist die Ausschüttung von Progesteron der 2. Zyklushälfte überlassen, sofern ein Eisprung stattgefunden hat. Das würde bedeuten, dass grundsätzlich Östradiol in der 1. Zyklushälfte dominiert und diese Dominanz erst in der 2. Zyklushälfte durch Progesteron abgelöst werden kann. Doch was ist, wenn eine Frau keinen Eisprung hat? Physiologische gesehen sind ab ca. 35 Jahren die Eisprünge immer seltener. Bei manchen Frauen sogar noch früher. Das hängt auch mit der Lebensweise zusammen. Je länger zum Beispiel hormonelle Verhütung wie die Pille genommen wurde, desto eher kann sich der Körper schlechter davon erholen. Dies würde bedeuten, dass durch die hormonelle Unterdrückung, die Eierstöcke evtl. ihre Arbeit nicht mehr wie gewohnt aufnehmen können, weil sie erschöpft sind. In dem Moment wo kein Eisprung mehr stattfindet, befindet sich die Frau in einer Östrogendominanz. Eine Östrogendominanz kann viele Symptome verursachen. Dazu zählen u. a. Kopfschmerzen, Migräne, heftige Regelblutungen, Zysten, Myome, Unfruchtbarkeit, Panikattacken, Ängste, Depressionen, Schilddrüsenunterfunktion, Haarausfall, Unruhe, Ödeme, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Autoimmunstörungen und vieles mehr. Während Östradiol die Aufgabe hat, den Zellwachstum zu fördern und Fett und Wasser in Körper einzulagern, wirkt Progesteron als direkter Gegenspieler und stoppt das Zellwachstum, entsorgt das Wasser und wandelt Fett in Energie um. Daran kann man schon erkennen, dass eine gute Balance der beiden Hormone für die Gesundheit unentbehrlich ist. Desweitern muss man erwähnen, dass Progesteron auch einen direkten Einfluss auf die Schilddrüse hat. Anhand der Basaltemperatur kann man erkennen, dass Progesteron in der 2. Zyklushälfte steigt und automatisch ein Spiegelbild vom Schilddrüsenzustand ist. Progesteron bildet die Vorstufe aller Steroidhormone, daher wird ihm auch hier eine große Verantwortung zugeschrieben. Progesteron wird auch als Wohlfühlhormon und Entspannungshormon bezeichnet. Seine fehlende Wirkung kommt auch zum Ausdruck bei Depressionen. Diese kann durch einen Progesteronmangel ausgelöst oder verstärkt werden. PMS-Symptomatik geht auch auf die Kosten von Progesteronmangel, da der Eisprung hier entweder fehlt oder zu kleine Mengen von Progesteron ausgeschüttet wird. Frauen in den Wechseljahren befinden sich oft ausschließlich in einer Östrogendominanz. In dieser Phase wird oft noch genug Östradiol gebildet, aber kaum Progesteron. Hier kann die Nebenniere (falls nicht erschöpft) eine kleine Progesteronmenge bilden, die aber oft um sich wohlzufühlen zu gering ist. Wenn der Zustand der Wechseljahre fortgeschritten ist, dann haben wir oft mit einem Östradiolmangel und Progesteronmangel zu tun. Doch auch dieser Zustand wird meistens durch eine Östrogendominanz begleitet. Das bedeutet nicht, dass man von Östradiol zu viel hat, sondern dass Östradiol im Verhältnis zu Progesteron sich dominant verhält. Das heißt, dass es mehr Östradiolmoleküle als Progesteronmeoleküle im Körper gibt.